Just-in-Time war lange Zeit das Mittel der Wahl. Die Lieferkettenstörungen der letzten Jahre machen die Lieferstrategie jedoch zunehmend unattraktiver.
Die Sicherheit der Produktion steht in den Geschäftsleitungen mittlerweile ganz oben auf der Agenda. Diskutiert wird, wie man von Just-in-time zu Just in Case kommt. Die Lagerbestände wachsen weltweit derzeit rasant. Aber nicht nur in Lagerbestände wird investiert, auch in die Lagerhäuser selbst. Das spürt beispielsweise Berichten der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) zufolge der Lagerausrüster Kardex, dessen Technologie für Hochregale und zum Ablegen von Kleinteilen gefragt ist. Der Auftragseingang war im ersten Halbjahr 2022 etwa ein Drittel größer als im ersten Halbjahr 2019, vor der Pandemie. Kurz zusammengefasst: Just-in-Time liefert Materialien/Produkte genau zum Zeitpunkt der Verwendung, während Just-in-Case einen Vorrat vorhält, um auf unvorhergesehene Ereignisse vorbereitet zu sein.
Nachfolgend möchten wir beide Lieferkettenwege einmal näher beleuchten.
Was ist Just-in-Time?
Just-in-Time (JIT) ist eine Lieferstrategie, bei der Waren oder Rohstoffe genau zum Zeitpunkt der Bedarfserfüllung geliefert werden, ohne einen großen Pufferbestand zu halten. JIT-Lieferungen basieren auf einem genauen Verständnis der Lieferkette und erfordern oft eine enge Zusammenarbeit zwischen Lieferanten und Kunden, um sicherzustellen, dass die richtige Menge an Waren zur richtigen Zeit geliefert wird.
Was ist der Sinn von Just-in-Time-Lieferungen?
Der Sinn von JIT-Lieferungen besteht darin, die Lagerbestände zu reduzieren und die Effizienz und Flexibilität im Herstellungsprozess zu verbessern. Unternehmen, die JIT-Lieferungen anwenden, arbeiten eng mit ihren Lieferanten zusammen, um sicherzustellen, dass die Lieferungen pünktlich und in der richtigen Menge erfolgen.
JIT-Lieferungen ermöglichen es Unternehmen, Kosten zu senken, indem sie den Bedarf an Lagerbeständen reduzieren und das Risiko von Überbeständen verringern. Die Reduzierung von Lagerbeständen kann dazu beitragen, Platz und Arbeitskraft zu sparen und das Kapital, das sonst in Lagerbeständen gebunden wäre, freizusetzen.
JIT-Lieferungen erfordern jedoch ein hohes Maß an Planung und Koordination zwischen Lieferanten und Kunden, um sicherzustellen, dass die Lieferungen pünktlich und in der richtigen Menge erfolgen.
Was spricht gegen Just-in-Time-Lieferungen
- Lieferkettenunterbrechungen: JIT-Systeme sind sehr anfällig für Lieferkettenunterbrechungen, da es keinen Pufferbestand gibt. Wenn ein Lieferant nicht in der Lage ist, rechtzeitig zu liefern, kann dies zu Verzögerungen in der Produktion führen und möglicherweise zu Produktionsausfällen führen.
- Abhängigkeit von Lieferanten: JIT-Systeme erfordern eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten, um sicherzustellen, dass die Lieferungen pünktlich und in der richtigen Menge erfolgen. Eine starke Abhängigkeit von einem oder wenigen Lieferanten kann zu Risiken führen, wenn diese Lieferanten nicht in der Lage sind, zu liefern.
- Qualitätsprobleme: JIT-Systeme erfordern eine strenge Kontrolle der Qualität der gelieferten Waren, da es keinen Pufferbestand gibt, um fehlerhafte Waren auszugleichen. Wenn Lieferungen von minderwertiger Qualität geliefert werden, kann dies zu Qualitätsproblemen und möglicherweise zu Kundenbeschwerden führen.
- Produktionsengpässe: Wenn Lieferungen nicht rechtzeitig erfolgen oder von minderwertiger Qualität sind, kann dies zu Produktionsengpässen führen. JIT-Systeme erfordern eine präzise Planung und Koordination, um sicherzustellen, dass die Produktion reibungslos läuft.
- Kosten: JIT-Systeme erfordern eine hohe Genauigkeit und Effizienz in der Produktion und Lieferung, was zusätzliche Kosten verursachen kann. Eine zuverlässige JIT-Lieferkette erfordert auch eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten, was zusätzliche Kosten verursachen kann.

Was sind Just-in-Case-Lieferungen?
Bei Just-in-Case (JIC) Lieferungen wird ein zusätzlicher Pufferbestand gehalten, um sicherzustellen, dass Waren jederzeit verfügbar sind, falls unvorhergesehene Ereignisse eintreten. Das bedeutet, dass Unternehmen einen zusätzlichen Bestand halten, um auf unvorhergesehene Ereignisse wie Lieferengpässe, unerwartete Nachfrageanstiege oder Naturkatastrophen schnell reagieren zu können.
Der Pufferbestand bildet also die Abgrenzung zu Just-in-Time Lieferung.
Dies bedeutet für die Unternehmen, dass sie zusätzliche Kosten für Lagerung und Wartung des Pufferbestands tragen müssen.
Der wesentliche Vorteil von JIC-Lieferungen besteht darin, dass Unternehmen bei Bedarf schnell reagieren können und eine kontinuierliche Produktion aufrechterhalten können, ohne dass es zu Unterbrechungen kommt.
Die wichtigsten Vorteile im Überblick:
- Kontinuierliche Produktion: Der zusätzliche Pufferbestand ermöglicht es Unternehmen, eine kontinuierliche Produktion aufrechtzuerhalten, auch wenn es zu unvorhergesehenen Ereignissen in der Lieferkette kommt. Dies kann dazu beitragen, dass das Unternehmen seine Verpflichtungen gegenüber Kunden und Lieferanten erfüllt und Umsatzverluste vermeidet.
- Bessere Planbarkeit: JIC-Lieferungen bieten Unternehmen eine bessere Planbarkeit und Kontrolle über ihre Lieferkette. Das Halten eines zusätzlichen Pufferbestands ermöglicht es Unternehmen, ihre Bestände besser zu verwalten und die Lieferungen besser zu planen, was zu einer höheren Effizienz und einem besseren Kundenservice führen kann.
- Risikomanagement: JIC-Lieferungen können dazu beitragen, das Risiko von Lieferkettenunterbrechungen zu minimieren und das Unternehmen gegen unvorhergesehene Ereignisse abzusichern. Dies kann dazu beitragen, dass das Unternehmen widerstandsfähiger gegenüber Störungen in der Lieferkette wird und das Risiko von Verlusten oder Schäden reduziert.
Was sind die Nachteile von Just-in-Case-Lieferung?
Auch wenn Just-in-Case auf Basis der gestörten Lierferketten der vergangenen Jahre, insbesondere durch die Corona-Pandemie ausgelöst immer beliebter geworden ist, gibt es hier natürlich auch Nachteile, die man sich vor Augen führen sollte:
- Zusätzliche Kosten: Das Halten eines zusätzlichen Pufferbestands erhöht die Lagerkosten und kann dazu führen, dass zusätzliches Kapital gebunden wird, das anderweitig verwendet werden könnte. Die zusätzlichen Kosten für den Pufferbestand können auch höher sein, wenn es sich um verderbliche oder saisonale Waren handelt, die spezielle Lagerbedingungen erfordern.
- Veraltete Waren: Wenn der Pufferbestand nicht schnell genug verkauft wird, können die Waren veraltet oder unbrauchbar werden. Dies kann zu Verlusten führen, wenn die Waren nicht mehr verkauft werden können.
- Platzbedarf: Das Halten eines zusätzlichen Pufferbestands erfordert zusätzlichen Platz im Lager oder in der Produktionsstätte, was die Betriebskosten erhöhen kann.
- Komplexität der Logistik: JIC-Lieferungen können zu einer komplexeren Logistik führen, da zusätzliche Transporte und Lagerhaltung erforderlich sind. Dies kann zusätzliche Kosten und Aufwand für die Planung und Verwaltung der Lieferkette verursachen.
- Risiko der Überbestände: Wenn das Unternehmen den Pufferbestand nicht gut genug kontrolliert, kann es zu Überbeständen kommen, die wiederum zu Lagerungskosten, Platzbedarf und veralteten Waren führen können.
Viele Unternehmen möchten – Berichten verschiedener Logistikplattformen zufolge, zurück zum Just-in-time-Prinzip, jedoch erfordert dies die Möglichkeit des lokalen Einkaufs für den jeweiligen Markt, um Risiken in der Logistik zu minimieren. Weiterhin ist es notwendig, dass man sich zwei oder drei potenzielle Lieferanten für ein Produkt sucht, um Ausfälle kompensieren zu können. Nur durch die Reduzierung von Abhängigkeiten können Unternehmen zur Situation vor Corona zurückkehren, bzw. Just-in-Time nutzen. Es wäre unklug und naiv, ohne diese Sicherheitsmaßnahmen zu einem geringen Lagerbestand zurückzukehren.